Social Media

Facebook wird implodieren

25.2.2014 von IntMag

Wie geht es mit Facebook weiter? Spannende Frage, der für uns Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach (noch vor der Whatsapp-Übernahme) nachgegangen ist.

ca. 3:20 Min
Business-it
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© Archiv/IntMag

Lünenbürger leitet den Bereich Digital Communications and Innovations bei der Kommunikationsagentur achtung! (Hamburg und München). Er bloggt unter >>Haltungsturnen<< über Marketing, Digitales und das Leben.

Bevor es Zahlen und Statistiken gibt, sind es immer die Anekdoten, die einen Trend ankündigen. Die Beobachtungen. Die Kleinigkeiten, die sich erst zusammenfügen, wenn wir genauer nachfragen. Oder eins und eins zusammenza?hlen. Aber sonst wäre es ja auch kein Trend. Sondern Realität, also quasi schon vorbei.

Und damit sind wir bei Facebook. Dabei geht es eigentlich gar nicht um Facebook, schon gar nicht um Facebook allein, sondern um drei historische Erfahrungen, auf die Facebook keine Antwort finden wird. Zum einen, dass immer wieder auf eine Zeit der großen Öffnung und Öffentlichkeit der Trend folgt, sich in Schutzräume zurückzuziehen. Und zum anderen zwei Lehren aus zwanzig Jahren Internet als einem wichtigen Treiber der Alltagsdigitalisierung: Dass Silos nicht überleben und jedes neue Silo eine kürzere Halbwertzeit hat als das letzte. Und dass alles auf Vereinfachung, Komplexitätsreduktion hinausläuft.

Drei historische Erfahrungen, die zusammen genommen dafür sprechen, dass Facebook implodieren wird. Und dass dies jetzt beginnt.

Ein kleines Zeichen (und das sogar schon mit Zahlen zu zeigen) ist dabei sicher, dass 2013 auch die langsameren Unternehmen begonnen haben, die Facebook-Maschine zu bedienen und signifikante Mediabudgets hineinzustecken. Dass Facebook die Antwort auf jede Frage ist. Eben das neue AOL, das Silo.


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© Archiv

Jetzt mal etwas holzschnittartig: Die Kombination aus dem wirtschaftlichen Zwang eines börsennotierten Unternehmens (Facebook) und der Tatsache, dass es Marketing-Mainstream geworden ist, la?sst Szenarien nicht mehr wahrscheinlich sein, in denen Facebook mit >>Schutzraum<< oder >>weniger Komplexität<< verbunden werden kann. Ein deutlicheres Zeichen ist die Veränderung der Nutzung. Ja, das spiegelt sich noch nicht in offiziellen Zahlen wider. Aber es ist bereits zu sehen: Die Nutzung ändert sich. Und das auf eine Art, die erst zur Aushöhlung und dann später zur Implosion fu?hren wird. Das Silo Facebook ist zu groß und komplex geworden, als dass es Schutzräume böte.

Ironischerweise sind es dabei exakt die Vorurteile und Ängste der Kulturpessimistinnen, die tatsächlich zur Zeit zum Rückzug fu?hren. Was wunderbarerweise zeigt, wie wenig Kulturpessimistinnen von Menschen wissen, aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn unter Teens und Twens nahezu jeder bereits mit Formen von Mobbing, Bullying oder Übergriffen in Berührung gekommen ist, wenn eine Verständigung im Silo immer wieder daran scheitert, dass Menschen einander nicht verstehen, wenn die Einsamkeit in der Masse zunimmt - dann ist es emotional und rational vernu?nftig, sich in Schutzräume zurückzuziehen. Nicht, wie die Kulturpessimistinnen hofften, zurück in die Kohlenstoffwelt - sondern in digitale Räume, die unbeobachteter sind oder sich so anfühlen. In denen ich mich mit Menschen treffen kann, die meinen Humor verstehen. Beispielsweise.

Warum sollte sich mein heute elfjähriger Sohn jemals bei Facebook anmelden? Er hat einen Youtube-Kanal, auf dem er Let's-Play-Videos zeigt. Er unterhält sich auf Englisch bei Instagram und hat auch unserem Hund einen Account eingerichtet. Und er folgt seinen Stars (und seinem Vater) auf Twitter. Vor allem aber kann er an all diesen Orten den Idioten aus dem Weg gehen, von denen seine älteren Bru?der immer erzählen (und die dazu führen, dass sie Facebook fast nur noch zum Chatten nutzen).

Der wichtigste Internettrend 2014 ist darum die beginnende Implosion von Facebook.

Noch bevor es an den Rändern erodiert, wird es an seiner Größe kollabieren. Und daran, dass es hohl geworden ist, dass hinter den Zahlen keine Menschen mehr stecken - vor allem aber keine Emotionen. Wir werden es daran sehen, dass cleveres Marketing Facebook wie Display-Ads nutzen und >>Interaktion<< eine irrelevante Zielgröße geworden sein wird. Wir werden sehen, dass Unternehmen Facebook verlassen, die sich als innovativ positionieren. Und die alte Unterscheidung von online und nonline wird abgelöst sein von >>find me on Facebook<< und >>mind me on Facebook<<. Und Letzteres ist die Vorhut der neuen Zeit.

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