Strategie

Führungsstil: Berechenbarkeit ist eine Tugend

7.1.2017 von Redaktion pcmagazin

So manche Führungskraft empfindet Berechenbarkeit als Schwäche. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer unabhängig von Sympathie und Tagesform in konsistenter Weise agiert und reagiert, tut sich, seinen Mitarbeitern und dem Unternehmen einen großen Gefallen. Von Matthias Kolbusa.

ca. 2:40 Min
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© Olivier Le Moal - shutterstock.de

"Wieso soll ich berechenbar sein?", entgegnete mir ein Vorstand kürzlich im Rahmen eines Management- Sparrings erstaunt. "Damit Ihre Leute wissen, woran sie bei Ihnen sind", sagte ich und fügte hinzu: "Und damit diese nicht unnötig Zeit damit verschwenden, darauf zu spekulieren, was ihr Chef unter Umständen in welcher Art und Weise zu welchem Zeitpunkt benötigt, damit eine bestimmte Entscheidung im Sinne der Sache vernünftig gefällt werden kann."

Zugegeben - eine komplizierte Antwort. Aber nicht weniger kompliziert als die diffuse Herausforderung, vor der die Mitarbeiter unberechenbarer Manager täglich stehen. Wie der CIO, der mir dieser Tage bei einem Telefonat erklärte, dass er einen bestimmten Aspekt beim Vorstandsvorsitzenden noch nicht ansprechen konnte, weil er erst den richtigen Moment abpassen müsse. Was für eine Führungsfarce ist das denn bitte?

Launische Diven sind unprofessionell

Immer wieder erlebe ich es, dass Manager jeglicher Ebenen in ihrem Verhalten furchtbar inkonsistent sind. Und viele sehen darin nicht einmal ein Problem. Im Gegenteil sogar eher noch ein Zeichen der Stärke. Ja, wer Machtspielchen mag und mit seiner Unberechenbarkeit gerne Angst und Unsicherheit verbreiten will, kann daraus den einen oder anderen Vorteil ziehen.


Matthias Kolbusa
Der Autor: Matthias Kolbusa: Als Redner und Unternehmer, als Autor und aktives Mitglied des Club of Rome: Matthias Kolbusa ist ein "Andersdenker". Als Berater unterstützt er das Top-Management internationaler Konzerne und ambitionierter Mittelständler dabei, ihre Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. Dabei agiert er stets nach der Maxime, dass nicht besser, sondern anders erfolgreich macht.
© Matthias Kolbusa

Für die Mitarbeiter, die Kollegen und damit das Unternehmen wird das aber auf Dauer zu einem gravierenden Nachteil - dreht sich doch alles nur noch um Gefühlslagen und weniger um Inhalte. Und deshalb meine ich: Unberechenbarkeit ist eine Schwäche. Es ist ein Ausdruck von mangelnder Professionalität und eines unreifen Werteverständnisses, wenn unsere Reaktionen auf die Leistungen anderer abhängig sind von Launen und Tagesformen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Urteil über eine Idee hängt davon ab, welche Person was wie vor Ihnen präsentiert. Das bedeutet, dass es am Ende vor allem auf den Faktor Sympathie ankommt. Das verzögert nicht nur Entscheidungsprozesse, es macht die Entscheidungen auch deutlich schlechter. Und als launische Diven sind wir dazu sogar noch hochgradig manipulationsgefährdet.

Denn je häufiger unser Verhalten unvorhersehbar wechselt, desto stärker wird das Umfeld versuchen, unser Verhalten subtil im eigenen Sinne zu steuern und dadurch auf anderem Wege Berechenbarkeit herzustellen. Statt echter Kompetenz werden so Manipulationskünste belohnt.

Ein ausgereiftes Wertesystem ist notwendig

Wollen wir stattdessen, dass unsere Organisation produktiv arbeitet, dann müssen wir berechenbar sein und unabhängig von aktuellen Befindlichkeiten oder Situationen konsistent auf jede Art von Anfrage und Entscheidungserfordernis reagieren. Die Herausforderung: Alle Beteiligten müssen Klarheit darüber haben, was ein Manager in welcher Form von ihnen erwartet, mit welchen Leistungen der Vorgesetzte zufrieden ist und wo er anfängt, sauer oder enttäuscht zu werden. Nur so kann sich eine Organisation entwickeln, in der sich jedes Rädchen auf das andere in gewisser Weise verlassen kann und in der wir selbst wissen und prognostizieren können, wer sich wann wie verhält.

Im Privaten ist das nicht anders. Unsere Kinder, Partner und Freunde erwarten, dass wir berechenbar sind. Wie sonst sollen sie uns vertrauen können? Und das erfordert ein durchweg konsistentes Verhalten. Dafür aber brauchen wir vor allem eines: ein ausgereiftes Wertesystem, das unser Verhalten jenseits möglicher Stimmungsschwankungen verlässlich regelt. Auch wenn es nicht schadet, wenn wir immer mal für die eine oder andere positive Überraschung gut sind.

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