Responsive Webdesign

So stellen Sie ein Own Device Lab auf

13.10.2014 von Redaktion pcmagazin

Qualitätssicherung für mobile Webseiten ist eine Herausforderung. Jörg Morsbach von der Agentur anatom5 zeigt, wie er ein "Own Device Lab" kostengünstig umgesetzt hat.

ca. 7:15 Min
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No Name Handys, Phones
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© Weka

Viele Dinge haben sich durch Responsive Webdesign verändert, vor allem die bislang gewohnten Workflows und insbesondere die Qualitätssicherung. Früher reichten zum Testen zumeist verschiedene Browser vollkommen aus. Aber das war einmal. Natürlich gibt es auch für Responsive Webdesign Testwerkzeuge, die Ihnen einen ersten Eindruck verschaffen können. Allerdings ersetzen die Tools keine echten Testgeräte. Es handelt sich am Ende um Simulationen.

Die Vielfalt der verfügbaren Endgeräte sowie deren spezifische Eigenschaften, wie beispielsweise Unterschiede im User Interface und die Geräte-Handhabung, werden ebenso wenig berücksichtigt wie die besonderen Anforderungen von Touchevents.

Auch die Landschaft der Betriebssysteme ist vielfältig. Gleiches gilt für mobile Browser. An einem Device Lab führt also kein Weg vorbei. Für unser geplantes Own Device Lab mussten aber zunächst einmal diverse Überlegungen angestellt werden. Zum Beispiel, welche Mindestanforderungen an mobile Browser zu stellen sind. HTML5, CSS3 und JavaScript nach ECMA-Standard wurden zumindest für die bei Auslieferung von mobilen Webseiten zugesicherte Funktionsfähigkeit festgelegt.


Jörg Morsbach
Der Autor: Jörg Morsbach
© Jörg Morsbach

Own Device Lab-Überlegungen

Nachdem wir diverse Alternativen zumindest in Erwägung gezogen (und verworfen) haben, haben wir die Entscheidung für einen eigenen kleinen Gerätepark getroffen. Blieb noch das Problem: Ein eigener Gerätepark ist teuer und kostet schnell mal 3.000 bis 5.000 Euro. Zudem gestaltet sich die Pflege kostspielig und zeitaufwendig. Denn mit der Zusammenstellung und dem Erwerb der Endgeräte ist es nicht getan. Es hilft ja nicht, wenn die Geräte irgendwo in einer Ecke verstauben, inklusive vorprogrammierten Kabelsalats. Die Geräte müssen staubfrei und jederzeit betriebsbereit installiert werden.

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Auch ungewöhnliche Geräte, wie das Sony Ericsson Xperia X10 Mini Pro gehören in ein ODL.
© Archiv

Zudem darf der Zugriff auf die Geräte nicht nur über einen Arbeitsplatz möglich sein, denn die Qualitätssicherung muss ja gegebenenfalls von verschiedenen Personen durchgeführt werden können. Und nicht immer ist das ein Webentwickler; Projektleiter und Designer sollen die Geräte später ebenso nutzen. Auch Demonstrationszwecke für Kunden sind denkbar. Aber dazu später mehr. Zunächst haben wir ein paar Eckdaten festgezurrt, um festzulegen, welche Geräte als Erstes Einzug in den Gerätepark finden sollten.

Klingt vielleicht banal, aber bereits vorhandene Geräte sind für das Own Device Lab ein wichtiger Faktor. Denn fast jeder Webentwickler und jede Agentur besitzt zum heutigen Zeitpunkt in der Regel schon ein paar wenige Endgeräte, die als Basis genutzt werden können. In unserem Fall waren das ein iPhone 4 (iOS 6.1.3 bewusst ohne Update) und ein iPhone 5 mit iOS7 sowie ein iPad 2 (iOS 6.1.2) und ein Samsung Galaxy Tab 10.1 n (Android 4.0.4). Auf diesem Grundstock aufbauend, haben wir weitere Überlegungen angestellt.

Verteilung von Betriebssystemen: Um bei den vielen Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt, nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren, braucht es in einem ersten Schritt nachvollziehbare Eckpunkte, um die zur Auswahl stehenden Geräte-Betriebssystem-Kombinationen einzuschränken.

Smartphone,Betriebssystem,Marktanteil
© Hersteller

Verbreitung von Betriebssystem-Versionen

Die bereits genannten Geräte-Betriebssystem-Kombinationen können schon für ein gehöriges Maß an Ratlosigkeit sorgen. Aber für die Auswahl der richtigen Endgeräte spielt die tatsächliche Verbreitung der Betriebssystem-Version eine entscheidende Rolle. Wikipedia bietet hier zum Glück eine gute Übersicht. Android 2.2, genannt Froyo, können Sie aus Neugier sicherlich mit in Ihr ODL aufnehmen, es hat aber aufgrund der geringen Verbreitung beispielsweise überhaupt keine Priorität.

Beim Apple-Betriebssystem iOS ist die Situation noch eindeutiger. Im April 2014 laufen bereits fast 90 Prozent aller Endgeräte auf iOS7, etwas mehr als 10 Prozent nutzen noch iOS6. Ältere Versionen machen dann nur noch 2 Prozent aus. Auch hier ist der Fokus für das eigene Labor eindeutig. Für die Auswahl der Geräte stellt sich dann eher noch die nachfolgende Frage.

Gerätetypen und Geräteeigenschaften

Gängige Größen von Smartphones rangieren von 240 x 340 Pixel über 360 x 480 Pixel und 480 x 800 Pixel bis hin zu 640 x 1.136 Pixel und darüber hinaus - Letzteres gilt vor allem für die sogenannten Phablets, die mit 800 x 1.280 Pixeln und mehr daherkommen. Und als wäre das nicht genug, bewegt sich die Pixeldichte (ppi) irgendwo zwischen 140 und über 326 ppi. Das Augenmerk für das Own Device Lab sollte hier insbesondere auf Vielfalt liegen.

Neben der Auflösung und der Bilddiagonalen können weitere Faktoren für die Auswahl von Geräten interessant sein - insbesondere die Funktionsweise der Tastatur, wie beispielsweise beim Sony Ericsson Xperia X10 Mini Pro oder BlackBerry Torch 9800, die durch eine Hardware-Tastatur ein erheblich abweichendes Benutzererlebnis erzeugen.

Smartphone,Android-Version
© Hersteller

So wird es billig

Mit den bisher getroffenen Überlegungen und Recherchen existiert eigentlich schon ein ganz guter Plan für einen eigenen Gerätepark. Zumal wenn Sie die bereits vorhandenen Geräte berücksichtigen. Jetzt wird es spannend, denn bisher war das alles Theorie. Der Plan bestand aber vor allem darin, möglichst wenig Geld auszugeben. Häufig hören Sie den Tipp, im Freundes- und Bekanntenkreis mal nach alten Geräten zu fragen. Für unser Own Device Lab haben wir diese Strategie nicht verfolgt. Vor allem, weil diese Vorgehensweise zu viel Zeit benötigt und das Ergebnis nicht beeinflussbar ist.

Ebay & Co.: Die Idee, den Gebrauchtmarkt beispielsweise auf Auktions-Plattformen zu durchforsten, ist naheliegend. Allerdings besteht auch hier das Problem, dass 10-20 Smartphones und Tablets zusammengerechnet schnell 1.000 bis 2.000 Euro kosten können, vor allem, wenn Sie das Porto mitrechnen. 

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Defekte Geräte suchen: Der Trick, um wirklich viele Geräte für wirklich wenig Geld zu bekommen, ist banal, aber clever. Geräte, die ohnehin nur in der "Schublade" des Testlabors liegen, müssen nicht schön sein. Und sie müssen auch nicht vollumfänglich funktionieren. Wir haben uns ausdrücklich auf Ebay konzentriert und dort explizit nach defekten Geräten gesucht.

Zerkratzte Displays, Displays mit Haarrissen, stark abgenutzte Gehäuse, SIM-Karten, die nicht erkannt werden, ein defektes Mikrofon, die Liste der Defekte, die für Testgeräte vollkommen egal sind, ist lang. Und nach kurzer Zeit beginnt die gezielte Suche nach "dem" Schnäppchen richtig Spaß zu machen. 

Smartphone,Hersteller
Die wichtigsten Hersteller von Smartphones 2013
© Hersteller

Ebenfalls nützlich ist der kostenlose Bietagent Biet-O-Matic. Mit dieser Software können Sie parallel auf verschiedene Geräte des gleichen Typs anbieten. Sobald Sie den Zuschlag für ein Gerät bekommen haben, werden alle anderen automatisch gestoppt.

Halterung, Präsentation, Betrieb

Wie eingangs bereits erwähnt ist eine Multi-Device-Halterung ein Muss. Viljami Salminen, Webdesigner und Entwickler aus Finnland, hat sich darüber bereits 2012 seine Gedanken gemacht. Sein Ansatz und andere vergleichbare Lösungen im Netz waren aber für uns nicht praktikabel. In den meisten Fällen stehen die Geräte ohne Schutz in einem offenen Display.

Da von vornherein klar war, dass bei uns in der Agentur die Geräte auch sehr oft nicht in Gebrauch sein würden (zur Qualitätssicherung aber trotzdem jederzeit einsatzbereit sein müssen), entstand die Idee einer Vitrine respektive eines Vitrinentisches. Eine kurze Recherche im Internet brachte uns auf den IKEA Couchtisch Liatorp, mit Glasplatte und flacher, aber großer und vor allem viergeteilter Schublade. Und besonders wichtig, unterhalb der Vitrine befindet sich noch eine Bodenplatte, die eigentlich für Zeitschriften et cetera gedacht ist, in unserem Fall aber gute Dienste leisten soll, wenn es um die Verkabelung geht.

Der Tisch selbst ist fast einen Quadratmeter groß. Perfekt für viele Geräte. Aufgrund seiner Größe gibt es den IKEA Couchtisch Liatorp gebraucht zumeist nur für Selbstabholer (ab 50 Euro). Aber neu kostet der Tisch auch nur 199 Euro. Natürlich ist der Tisch ab Werk nicht als Multi-Device-Halterung konzipiert. Aber die Basis stimmt.

Fazit

Wenn Sie bereits über ein Smartphone und Tablet verfügen, können Sie auf dieser Basis für relativ kleines Geld Ihr eigenes Testlabor aufbauen. Im Durchschnitt ist es möglich, für 30 Euro inklusive Versandkosten das gewünschte Gerät zu ersteigern. Neuere Geräte kosten schon mal etwas mehr, dafür können Sie alte "Schätzchen" auch schon mal für 10 bis 20 Euro schießen.

Wenn Sie zudem den IKEA Couchtisch Liatorp gebraucht kaufen, können Sie inklusive der benötigten Kleinteile Ihr Own Device Lab mit 15+2 Geräten für unter 600 Euro aufbauen. Und das ist ein Budget, mit dem sich arbeiten lässt. Vielleicht ist das auch ein Weg, um am Ende Open Device Labs zu noch größerer Verbreitung zu verhelfen.

Aber Vorsicht, Sie sollten sich jetzt beeilen. Denn wenn dieser Ansatz Schule macht, steigen natürlich auch die Preise für defekte (aber noch brauchbare) Geräte auf Ebay & Co.

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